Kamingespräch der Gipfelexekutiven der Großregion: erstes Präsenztreffen seit der Corona-Krise

Auf Einladung der französischen Präsidentschaft des 18. Gipfels der Großregion 2021-2022 von Jean Rottner, Präsident der Region Grand Est, und Patrick Weiten, Präsident des Departements Moselle, trafen sich die Exekutiven der Großregion am 7. Oktober 2021 zu einem Kamingespräch in der Burg Malbrouck in Manderen.

Bei diesem Kamingespräch trafen sich die Exekutiven der Großregion zum ersten Mal seit der Corona-Krise wieder in Präsenz und konnten bei dieser Gelegenheit die bei den letzten Regional- und Departementswahlen in Frankreich gewählten Amtskolleginnen und -kollegen persönlich kennen lernen, um die bisher auf Distanz getätigte Arbeit fortzusetzen. Angesichts der aktuellen Lage berichteten die politischen Entscheidungsträgerinnen und -träger über die Zusammenarbeit im Rahmen der Bewältigung aktueller und künftiger Herausforderungen der Corona-Krise im Kontext der Großregion.

Außerdem tauschten sie sich über die Auswirkungen der Unwetter im Juli 2021 auf die Grenzregion sowie weitere Themen, wie den digitalen und industriellen Wandel oder die Aufwertung der Großregion durch Kultur und Kulturtourismus aus.

Nach der Begrüßung seiner Amtskolleginnen und -kollegen im Château de Malbrouck, Mittelpunkt der Zusammenarbeit in der Großregion, betonte Patrick Weiten, Präsident des Conseil départemental de la Moselle, dass sich die Exekutiven gemeinsam für die Bewältigung der alltäglichen Probleme der Bewohnerinnen und Bewohner der Großregion, diesem einmaligen Lebensraum, einsetzen müssen: Mobilität, Wohnen, Zugang zu Dienstleistungen und nicht zuletzt der Tourismus sind bereits wichtige Bereiche. Die französische Präsidentschaft des Gipfels muss gemeinsam mit ihren Partnern die Zeit der französischen EU-Ratspräsidentschaft nutzen, um für diesen Kooperationsraum, seine Erfolge, aber auch für die Hindernisse zu werben, für die dieser Lebensraum bereit ist, sich zu mobilisieren, um diese mit pragmatischen lokalen Lösungen zu beheben.

Josiane Chevalier, Präfektin der Region Grand Est, freute sich, endlich persönlich mit den Partnern der Großregion zusammentreffen zu können, die sie bisher von Videokonferenzen über die Covid-19-Lage kannte, die sie seit über einem Jahr wöchentlich leitet. Dieser rege Austausch war Ausdruck des gemeinsamen Willens, Lehren aus der Krise zu ziehen, um in der Grenzregion strukturiert zusammen zu arbeiten, wie z. B. das Projekt einer grenzüberschreitenden Beobachtungsstelle für Gesundheits-, Überwachungs- und Warnmeldedaten, das von der Agence régionale de santé du Grand Est und ihren Partnern in den Ländern der Großregion unterstützt wird.

Chaynesse Khirouni, Präsidentin des Conseil départemental de Meurthe-et-Moselle, verwies auf den Nutzen, gemeinsam in den Feldern menschliche und territoriale Solidarität tätig zu sein. Sie unterstreicht den Spracherwerb als wichtigen Faktor für Beziehungen und Austausch, die Herausforderungen im Zusammenhang mit der ökologischen Wende und mit der Ressource Wasser oder auch die neuen Ernährungsgewohnheiten sowie die kurzen Vetriebs- und Versorgungswege im Rahmen des Interreg-Projekts AROMA, das durch das Departement Meurthe-et-Moselle getragen wird. Sie verweist auf die Bedeutung, Antworten auf die täglichen Bedürfnisse der Bürgerinnen und Bürger in den Bereichen Mobilität, Gesundheit und Alterung der Bevölkerung zu finden. In diesem Sinne könnte das Projekt E-Santé teilweise für auf lokaler Ebene festgestellte Herausforderungen Lösungen bieten.

Jocelyne Antoine, Vize-Präsidentin des Conseil départemental de la Meuse, betonte außerdem die Herausforderungen für die grenzübergreifende Kooperation, wenn es darum geht digitale Lösungen für die Mobilitätsschwierigkeiten der Grenzpendlerinnen und Grenzpendler zu finden. Sie schlägt neue Formen der Organisationen der Arbeit, z. B. Telearbeit, und eine gleichzeitige Anpassung der Gesetzgebung vor, sodass der Status des Grenzgängers beibehalten bleibt. Im Bereich Gesundheit hob Chaynesse Khirouni, Präsidentin des Conseil départemental de Meurthe-et-Moselle hervor, dass das innovative digitale Projekt „E-Meuse-Santé“ mit Trägerschaft der Departements Meuse, Meurthe-et-Moselle und Haute-Marne ebenfalls konkrete Antworten liefern könnte, um die Versorgung von Patientinnen und Patienten (Tele-Sprechstunde …) in der Großregion einfacher zu gestalten.

Corinne Cahen, Ministerin für Familie, Integration und die Großregion, betonte: „Nur wenige europäische Grenzregionen sind so vernetzt wie die unsere. Unsere Mitbürgerinnen und Mitbürger leben die Großregion im Alltag.“ Außerdem hofft sie, „dass unsere Region davon profitieren können wird, dass Frankreich sowohl die Präsidentschaft im Gipfel der Großregion als auch die EU-Ratspräsidentschaft innehaben wird, damit die Belange der Menschen, die in Grenznähe leben und die diese täglich für die Arbeit, die Freizeit oder auch die Familie und Freunde überqueren mehr Gehör finden.“

Werner Schreiner, Beauftragter der Ministerpräsidentin Rheinland-Pfalz für grenzüberschreitende Zusammenarbeit, äußerte sich wie folgt: „Die Bekämpfung der Corona-Pandemie und die Bewältigung der Flutkatastrophe, die gerade auch bei uns in Rheinland-Pfalz enorme Schäden verursacht hat, stellen uns weiterhin vor große Herausforderungen. Ich bin davon überzeugt, dass wir diese Probleme gerade in den Grenzregionen nur gemeinsam lösen können. Daher freue ich mich sehr über das heutige Treffen, in dem wir uns nach längerer Zeit wieder einmal persönlich im Kreis der Exekutiven des Gipfels der Großregion austauschen konnten. Denn gerade in schwierigen Zeiten ist es wichtig, mit den Partnern dies- und jenseits der Grenze im Gespräch zu bleiben, um gute und abgestimmte Lösungen für die Bürgerinnen und Bürger zu finden.“

Peter Strobel, Minister für Finanzen und Europa des Saarlandes, betonte: „In der Corona-Krise hat sich gezeigt, dass die Großregion zusammensteht und dass grenzüberschreitende Kooperation Leben retten kann. Gerade im Gesundheitsbereich gilt es nun, die Zusammenarbeit noch weiter zu vertiefen. Eine große Chance sehe ich auch darin, den industriellen und digitalen Wandel gemeinsam zu gestalten. Denn klar ist: Wenn wir in einem globalen Prozess wie der Digitalisierung erfolgreich sein wollen, ist es unabdingbar, mit starken Partnern zusammenzuarbeiten. Dies gilt insbesondere und zu allererst innerhalb unserer stark vernetzten Großregion. Trotz der Herausforderungen durch die Corona-Pandemie hat sich innerhalb der Forschung in der Großregion die grenzüberschreitende Kooperation verstärkt und intensiviert. Daran gilt es jetzt anzuknüpfen.“

Jean Rottner, Präsident der Region Grand Est, schloss die Sitzung im Namen der französischen Präsidentschaft der Exekutiven des Gipfels der Großregion. Er unterstrich die Bereitschaft aller Partner, aus der Großregion ein Laboratorium für Lösungen zur Vermeidung von Risiken für Gesundheit und Umwelt (die keine Grenzen kennen) zu machen, indem aus den jüngsten Krisen Lehren gezogen werden und die Belange von Grenzgebieten in den Hauptstädten und der Europäischen Union vertreten werden. Auch die neue Dynamik im Austausch zwischen den Partnern zu den strategischen Fragen der Anpassung der industriellen Wertschöpfungsketten, insbesondere in der Automobilindustrie, an die Herausforderungen des ökologischen, energetischen und digitalen Wandels wird während der französischen Präsidentschaft verstärkt eine Rolle spielen.

 

Es waren anwesend:

  • Jean Rottner, Präsident der Region Grand Est
  • Josiane Chevalier, Präfektin der Region Grand Est
  • Jocelyne Antoine, Vize-Präsidentin des Conseil départemental de Meuse
  • Chaynesse Khirouni, Präsidentin des Conseil départemental de Meurthe-et-Moselle
  • Patrick Weiten, Präsident des Conseil départemental de Moselle
  • Corinne Cahen, Ministerin für Familie, Integration und die Großregion
  • Werner Schreiner, Beauftragter der Ministerpräsidentin Rheinland-Pfalz für grenzüberschreitende Zusammenarbeit
  • Peter Strobel, Minister für Finanzen und Europa des Saarlandes

 

Im Anschluss an das Treffen besuchten die Exekutiven der Großregion die Ausstellung Asterix der Europäer, die noch bis zum 28. November 2021 in der Burg Malbrouck gezeigt wird. In sieben Themenräumen reist der Besucher durch Europa. Ihr Fokus liegt u. a. auf den Themen Freizügigkeit und das Entdecken des Anderen.

Die Exekutiven der Großregion werden sich am 20. Januar 2022 in der Arche, dem Kulturzentrum von Micheville, zu einem Zwischengipfel treffen.

 

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