Verbesserung von Prävention und Sensibilisierung der Bevölkerung
Der zweite große Bereich der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit im Bereich der öffentlichen Gesundheit betrifft die Projekte, die im Sinne der Prävention durchgeführt werden. Dieser große Bereich umfasst zum einen Projekte, die darauf ausgerichtet sind, die Bevölkerung vor besonderen Krankheiten zu schützen und sie diesbezüglich zu sensibilisieren, und zum anderen die Förderung einer Zusammenarbeit zwischen den Fachkräften in diesem Sektor.
Es gibt fünf spezielle Themenfelder, für die die Partner in der Großregion die Einführung von Präventionsmaßnahmen gefördert haben: Diabetes und Fettleibigkeit, Herz-Kreislauf-Risiken, Konsum von Partydrogen im Kindes- und Jugendalter, psychische Gesundheit und häusliche Pflege der älteren Menschen.
Diabetes und Fettleibigkeit
Über einen Zeitraum von drei Jahren (Juni 2009 - Dezember 2012) war das Ziel des Projekts EDUDORA2 („Education thérapeutique et préventive face au diabète et à l’obésité à risque chez l’adulte et l’adolescent“: „Therapeutische und präventive Bildungsmaßnahmen bei Diabetes und Risiko-Fettsucht bei Erwachsenen und Jugendlichen“), ein grenzüberschreitendes Netzwerk (Wallonie, Großherzogtum Luxemburg und Lothringen) aufzubauen, das darauf ausgerichtet ist, die Aus- und Weiterbildung des medizinischen Personals durch einen interdisziplinären Ansatz zu verbessern. Dieser Ansatz konzentrierte sich auf Patientenschulungen und Prävention bei Personen, die unter Diabetes oder Fettleibigkeit mit hohem Diabetesrisiko leiden. Aus- und Weiterbildungsstrategien wurden für aktuelle und künftige Fachkräfte angeboten, um medizinisches Personal, Patienten und ihre Familien unterstützen.
Herz-Kreislauf-Risiken
Das vom Europäischen Fonds für regionale Entwicklung im Rahmen des EU-Programms Interreg IV A Großregion geförderte dreijährige (Januar 2009 - Juni 2012) Projekt NESCAV („Nutrition, Environnement et Santé cardiovasculaire“: „Ernährung, Umwelt und kardiovaskuläre Gesundheit“) hatte die Aufgabe, den kardiovaskulären Gesundheitszustand der Bevölkerung in den vier Grenzregionen (Großherzogtum Luxemburg, Lothringen, Provinz Lüttich und Saarland) zu untersuchen. Zu diesem Zweck sollte die Verbreitung von beeinflussbaren Risikofaktoren ermittelt werden, wie zum Beispiel Bewegungsmangel, Ernährung und Rauchen. Darüber hinaus hatte sich das Projekt zum Ziel gesetzt, die Verbindung zwischen Umweltverschmutzung und kardiovaskulären Risikofaktoren bei einer Stichprobe von 3000 Personen aus der Bevölkerung aus allen Grenzregionen zu untersuchen.
Letztlich hat das Projekt NESCAV zum Aufbau eines Netzwerks von grenzüberschreitend tätigen Fachkräften beigetragen, die auf dem Gebiet der Prävention von Herz-Kreislauf-Krankheiten tätig sind. Des Weiteren hat das Projekt den Rückgang des Vorkommens und der Auswirkungen von Herz-Kreislauf-Erkrankungen in der Großregion gefördert, indem es die am meisten gefährdeten Bevölkerungsgruppen ermittelte und abgestimmte Präventionskonzepte vorschlug.
Konsum von Partydrogen im Kindes- und Jugendalter
Das Hauptziel des Projekts MAG-Net 2 (Januar 2013 - Dezember 2014) bestand darin, Schulungen für den medizinischen und paramedizinischen Sektor in der Großregion zum Konsum von Partydrogen zu erarbeiten und anzubieten. Seinerzeit wurden in diesem Bereich nur wenige Weiterbildungen angeboten. Hinzu kam die Tatsache, dass der Konsum psychotroper Substanzen trotz der Tatsache, dass er immer offener praktiziert wurde, ein schwieriges Diskussionsthema zwischen Fachkräften im Gesundheitswesen und Patienten blieb. Grund hierfür ist der Umstand, dass die entsprechenden Substanzen teilweise illegal sind und unter den Patienten eine gewisse Unsicherheit hinsichtlich der Verschwiegenheitspflicht besteht.
Schließlich ermöglichte das Projekt das Sammeln von Daten über den Konsum von Partydrogen in der Großregion, die Bereitstellung von Informationsmaterial, Schulungen für das medizinische und Gesundheitsfachpersonal und die Organisation interregionaler Veranstaltungstage für den Austausch von Experten über den Konsum von Partydrogen.
Psychische Gesundheit
Das von Mai 2009 bis April 2012 durchgeführte Pilotprojekt zur Förderung der öffentlichen Gesundheit „Prévention et Promotion de la Santé mentale“ („Prävention und Förderung der psychischen Gesundheit“, PPSM) hatte zum Ziel, ein grenzüberschreitendes Netzwerk von Forschern und Fachkräften aus dem Bereich der Psychiatrie und der psychischen Gesundheit aufzubauen, Studien und Forschungen in diesem Bereich durchzuführen, vor Ort innovative Vorträge und Aktionen auf lokaler und interregionaler Ebene zu organisieren sowie für eine dynamische Entwicklung bei der Entstigmatisierung psychischer Erkrankungen in der Großregion zu sorgen.
In diesem Sinne wurden in Luxemburg und Lothringen Pilotaktionen zum Thema Schulabbruch und zur Verhinderung von Entwicklungsverzögerungen bei Kleinkindern im Alter von 0 bis 4 Jahren durchgeführt. Des Weiteren wurden Treffen, Austausche und Kolloquien von Fachkräften aus der Großregion organisiert. Eine Pilotaktion in der Wallonie bestand zudem darin, eine Telefon-Hotline für die Beratung in Sachen psychischer Gesundheit ins Leben zu rufen. Außerdem wurden Ressourcen gebündelt und eine interregionale Website zur Förderung der psychischen Gesundheit eingerichtet.
Häusliche Pflege von Senioren
Die Verbesserung der häuslichen Pflege von Senioren ist eines der Ziele, die der Gipfel der Großregion verfolgt. Der demografische Wandel in der Großregion geht mit einem Anstieg der Zahl pflegebedürftiger Senioren einher, die im Alltag und für ihre gesundheitliche Versorgung (sei es in einer Einrichtung oder zu Hause) professionelle Hilfe benötigen. Nach den offiziellen Bevölkerungsprognosen dürfte die Zahl der Einwohner, die 80 Jahre und älter sind, bis 2030 um 29,4 % auf dann 812 657 Personen steigen (gegenüber 626 065 im Jahr 2013).
Angesichts dieser Herausforderung muss die Zahl der Arbeitsplätze, die in diesem Bereich in den kommenden Jahren notwendig sind, prognostiziert werden! Um die damit einhergehenden Erfordernisse anzugehen, reicht ein strikt regionaler Ansatz nicht aus. Vor diesem Hintergrund fördert der Gipfel die Zusammenarbeit auf dem Pflegearbeitsmarkt, damit diesbezüglich genauere Kenntnisse gesammelt werden können und ein konsistentes Angebot in punkto Aus- und Weiterbildung sowie beruflicher Mobilität aufzubauen. Die Krankenhäuser, die Einrichtungen für Senioren und die häuslichen Pflegedienste sind wichtige Arbeitgeber in allen Gebieten der Großregion.
Die Interregionale Arbeitsmarktbeobachtungsstelle (IBA) führte daher in Zusammenarbeit mit dem Institut für Wirtschaft, Arbeit und Kultur (IWAK) die Studie „Der Pflegearbeitsmarkt in der Großregion - Berufe, Mobilität und Fachkräftesicherung“ durch, deren Ziel darin besteht, mehr über diesen Arbeitsmarkt in der gesamten Großregion zu erfahren.
Entwicklung eines grenzüberschreitenden Exzellenzzentrums für den Gesundheitsbereich
Die verstärkte Zusammenarbeit des Gesundheitsfachpersonals aus dem Bereich der Prävention, wird es auch ermöglichen, die Großregion mit einem grenzüberschreitenden Exzellenzzentrum auf dem Gebiet der medizinischen Forschung auszustatten. Dieser dynamische Ansatz kommt insbesondere durch die Errichtung großer Kliniken und spezialisierter Zentren zum Tragen.
In diesem Zusammenhang lassen sich für Luxemburg vor allem zwei wichtige Akteure aus dem biomedizinischen Sektor nennen: das Luxembourg Centre for Systems Biomedicine (LCSB) und das Luxembourg Institute of Health (LIH). Im ersten Fall handelt es sich um ein Forschungsinstitut, das auf neurodegenerative Erkrankungen und insbesondere auf die Parkinson-Krankheit spezialisiert ist. Das LIH seinerseits deckt verschiedene Kompetenzen ab, darunter die Integrated Biobank Luxembourg (IBBL), die biologische Proben und mit ihnen verbundenen Daten sammelt, bearbeitet, analysiert und lagert und ihre Forschung auf drei Schwerpunkte konzentriert: Onkologie, Infektions- und Immunkrankheiten sowie Gesundheit der Bevölkerung.