Ohne unsere Kolleginnen und Kollegen sowie unsere Gewerkschaftsbewegung wird der Strukturwandel, die Transformation in der Großregion, nicht gelingen." Diese klare Haltung vertrat der Präsident des IGRGR, Eugen Roth (DGB Rheinland-Pfalz/Saarland) direkt zur Eröffnung. Bereits zum 10. Mal trafen sich über 50 Kolleginnen und Kollegen der 8 Gewerkschaften aus Grand-Est/F, Luxemburg, Rheinland-Pfalz/Saarland und der Wallonie im CEFOS in Remich in Luxemburg. Ihr Kernanliegen: Wie können die Interessen der Beschäftigten, aber auch ihr Expertenwissen, in allen Teilregionen bei den enormen Veränderungsprozessen ausreichend zur Geltung kommen? Welche Strategien verfolgen die Gewerkschaften in der 11 Millionen Einwohner umfassenden Kernregion Europas?
Der amtierende Präsident konnte für einen Einführungsvortrag über Chancen und Risiken der Transformation Frédéric Krier vom luxemburgischen Gewerkschaftsbund OGB-L begrüßen. Krier skizzierte die enormen Herausforderungen der in diesem Umfang gewaltigen, noch nie da gewesenen Veränderungsprozesse. Zugleich betonte er aber auch die Chancen, die in einem gemeinsamen, solidarischen Auftreten der Gewerkschaften speziell auch über Grenzen hinweg liegen. Dieser motivierende Vortrag wurde sodann in einer interregional besetzten Diskussionsrunde vertieft. Unter der Moderation von Wolfgang Lerch (DGB) diskutierten Joel Thiery vom F-GTB/Wallonien, Stefano Araujo vom OGB-L, Denis Schnabel, CGT/Grand-Est und Dominique Toussaint, CFDT/Grand-Est sowie der Präsident des IGRGR, Eugen Roth, wogen Chancen und Risiken miteinander ab.
Das allgemeine Fazit: Die Strukturwandelprozesse laufen bereits unaufhaltsam und mit riesiger Geschwindigkeit. Die Gewerkschaften müssen dafür sorgen, dass die Beschäftigten mitgenommen werden und dass nicht nur Profitinteressen zählen. Deshalb müssen sie auch öffentlich und solidarisch ihre gemeinsamen Forderungen für die Branchen sowie die gesamten Prozesse erheben. Das erfordere viele Abstimmungen, sowohl intern als auch in die Gesellschaft und die Politik hinein. Bereits erarbeitete Positionen wie beispielsweise über den Wirtschafts- und Sozialausschuss der Großregion, an dem die Gewerkschaften aktiv teilnehmen, können unter anderem dabei mit herangezogen werden. Entscheidend sei es aber, möglichst gemeinsam Positionen zu vertreten. Dann könne die Großregion im Sinne eines „Best Practice“ Modells in Europa funktionieren.
Die europäische Sicht konnte die per Video zugeschaltete, stellvertretende Generalsekretärin vom Gewerkschaftsbund IndustriALL, Isabelle Barthès, erläutern. Ein gelingender Strukturwandel, speziell auch auf dem industriellen Sektor, sei angesichts der Ausnahmezeiten mit einem Krieg, einer Pandemie und galoppierenden Preisen und Kaufkraftverlusten eine unverzichtbare Grundlage für den Zusammenhalt in der Gesellschaft. Dabei müsse die Partizipation der Beschäftigten und ihrer Gewerkschaftsbewegung in allen Stadien und bei allen Projekten gewährleistet werden. Erforderlichenfalls müsse auch eine europäische Richtlinie dies sicherstellen. Die regionalen Delegierten aus der "Großregion" diskutierten engagiert mit Isabelle Barthès, was dies konkret in ihrer Vier-Länder-Großregion mit 5 Teilregionen bedeuten müsse.
Die 10. "Remicher Gespräche" endeten mit der Perspektive auf weitere Fortsetzung, aber auch weitere, gemeinsame Aktionen, um den gewerkschaftlichen Positionen grenzüberschreitend Geltung zu verschaffen.
Mitgeteilt vom IGRGR am 24. Oktober 2022.
Der Interregionale Gewerkschaftsrat der Großregion (IGRGR) wurde 1976 in Saarbrücken als IGR SaarLorLux gegründet, seitdem weiterentwickelt und vertritt heute mehr als 600.000 Arbeitnehmer*innen in der Großregion.
Der IGRGR hat folgende Mitglieder: Deutschland: DGB Luxemburg: LCGB, OGBL Frankreich: CFTC, CFDT, CGT Belgien: CSC, FGTB